Das Forschungszentrum für Religion und Bildung (FZRB) führte vom 1. Oktober bis 31. Dezember 2023 gemeinsam mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts erstmalig eine Online-Befragung evangelischer Religionslehrer:innen an staatlichen und kirchlichen Schulen in Thüringen durch. Die Befragung, an der über 200 Lehrkräfte teilnahmen, erfolgte in der Absicht, die religionspädagogische
Praxis in der Wahrnehmung und Deutung der Lehrkräfte besser zu verstehen und gemeinsam mit ihnen und den Verantwortlichen für den Religionsunterricht in Staat und Kirche Gesprächsräume über die Zukunft des Religionsunterrichts in Thüringen zu eröffnen. Ein Schwerpunkt der Befragung lag auf dem praktizierten Umgang mit konfessionell, religiös und weltanschaulich diversen Lerngruppen.
Wer hat sich an der Befragung beteiligt?
Die Befragung ist zwar nicht repräsentativ angelegt, aber die erhobenen Befunde dürften die realen Verhältnisse – zumindest der Tendenz nach – abbilden. Die im Folgenden vorgestellten Befunde beziehen sich auf die Gesamtheit der befragten Religionslehrer:innenschaft, die nach Schulformen ausdifferenziert
dargestellt werden. Deshalb können sich die Befunde erheblich voneinander unterscheiden.
87% der befragten Religionslehrerkräfte unterrichten an staatlichen und 13% an kirchlichen Schulen (Abb. 4).
Die Verteilung nach Schulformen zeigt, dass Grundschulen in der Umfrage mit 32,2% am stärksten vertreten sind, gefolgt von Gymnasien mit 23,4%. Auf Regelschulen entfallen 18,7%, auf
Gemeinschaftsschulen 13,1%, auf Förderschulen 6,1% und auf berufsbildende Schulen 3,7% (Abb. 3).
Der überwiegende Anteil der Befragten ist weiblich und im Alter zwischen 30 und 50 Jahre. So zeigt die Geschlechterverteilung, dass 82% der Befragten weiblich und 18% männlich sind (Abb. 1). 9,5% der Befragten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, 31% zwischen 30 und 40, 21% zwischen 40 und 50, 21%
zwischen 50 und 60 Jahre und 17,5% über 60 Jahre alt (Abb. 2).
Demzufolge kann von einer überwiegend weiblichen Lehrerschaft gesprochen werden. Der Anteil der Lehrkräfte, die voraussichtlich in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden, liegt mit 17,5, bzw. 38,5% relativ hoch. Es stellt sich hierbei die Frage, ob die wegen der anstehenden Pensionierungswelle freiwerdenden Stellen nachbesetzt werden können.
‚Nur‘ 25% der befragten Lehrkräfte an staatlichen Schulen gaben an, an mehr als an einer Schule Religionsunterricht zu erteilen; möglicherweise weniger, als allgemein erwartet (Abb. 5). Der Anteil der Befragten, die bereits während ihrer Ausbildungszeit als Religionslehrkräfte eingesetzt werden, ist mit knapp 4,6% gering; noch geringer ist der Anteil derer, die Religionsunterricht fachfremd erteilen (1,1%) (Abb. 9).
Ist dieser Befund ein Ausdruck dafür, dass die Schulträger Wert auf qualifizierte Religionslehrkräfte legen oder dass der Bedarf an zusätzlichen Religionslehrkräften unterschätzt wird?
Weitere Schwerpunkte der Untersuchung
- Das berufliche Selbstverständnis der Religionslehrkräfte
- Religionsunterricht in konfessionell, religiös und weltanschaulich gemischten Lerngruppen ist die Normalität
- Wie nehmen die Lehrkräfte die konfessionelle, religiöse und weltanschauliche Diversität ihrer Schüler:innen wahr?
- Welche Ziele werden im Unterricht im Hinblick auf konfessionell-kooperative Praxis verfolgt?
- Zum Stand der konfessionellen Kooperation zwischen evangelischen und katholischen Religionslehrkräften
- … und wie steht es um ‚Religion im Schulleben‘?
- Wie stellen sich die Religionslehrkräfte die Zukunft des Religionsunterrichts vor?
- Was gilt es zu besprechen?